Ein innovatives Projekt, welches als Weiterführung der Klimakampagne anzusehen ist, sorgt aktuell in Kattenturm für Gesprächsstoff – und das ganz wortwörtlich: Unter dem Titel „Talking Trash“ wurde eine neue, kreative Idee zur Müllsensibilisierung in der Nachbarschaft umgesetzt. Ausgangspunkt ist ein Problem, das viele kennen: Müll wird häufig neben – statt in – die Tonnen gestellt. Das hat nicht nur optische Folgen, sondern auch ganz praktische. So berichtete eine Anwohnerin, dass bereits wieder Ratten gesichtet wurden – ein deutliches Zeichen für ein strukturelles Müllproblem.
Um dem entgegenzuwirken, hat der Entwickler Daniel Johle ein kleines, effektives System entwickelt und gebaut, das mit Ton auf richtige Müllentsorgung reagiert. Das sogenannte „modulare System“ besteht aus einem Lautsprecher mit Bewegungssensor, der durch das Einwerfen von Müll in die Tonne aktiviert wird. Sobald der Sensor auslöst, ertönt ein kurzer Satz wie:
„Danke, dass dein Müll keine Gefahr für die Umwelt und Tiere darstellt!“
„Danke, dass du deinen Müll richtig entsorgst!“
„Danke, dass du deinen Müll richtig trennst und für eine saubere Stadt einstehst!“
„Danke, dass du hilfst, Bremen sauber zu halten!“
„Danke, dass du deinen Stadtteil schöner machst!“
Diese Botschaften gibt es in fünf Sprachen – Deutsch, Englisch, Arabisch, Russisch und Türkisch. Die Inhalte und Formulierungen wurden zuvor in kleinen Tests überprüft, um sicherzugehen, dass sie als respektvoll und motivierend empfunden werden.
Die Technik ist durchdacht: Das Modul ist wie ein kleines Straßenschild befestigt, wird durch eine Solarzelle mit Energie versorgt und mit einem Regenschutz versehen. Angebracht wurde es an einem geschützten Ort unter einem Blätterdach, direkt neben einer Laterne – was für eine zuverlässige Energiezufuhr sorgen soll. Besonders wichtig: Der Sensor ist so eingestellt, dass er nur im direkten Müllbereich anspringt und der Ton ist nicht laut genug, um die Nachbarschaft zu stören.
Hinter der Idee steht ein Entwickler, der bereits ähnliche Systeme – z. B. auch in Woltmershausen – gebaut hat. Die Umsetzung dauert pro Gerät etwa 20 Stunden.
Der Anstoß für das Projekt kam von Visionskultur, genauer gesagt von Aline Joost, die den Kontakt herstellte. „Mit dem mehrsprachigen Tonmodul wollen wir die Bürger*innen so niedrigschwellig wie möglich erreichen; sie spielerisch zur aktiven Beteiligung an der richtigen Müllentsorgung ermuntern - ohne dabei belehrend, sondern dankbar für die Mitarbeit an einem saubereren Bremen zu sein. Hoffentlich zaubert der Überraschungsmoment der Ansprache in der eigenen Sprache dem/der einen, oder anderen Bürger*in zusätzlich ein Lächeln ins Gesicht…“, so Aline Joost. Kooperationspartner ist die GEWOBA, die das Thema Müll im Stadtteil aktiv aufgreifen und langfristig mehr solcher Systeme in Kattenturm etablieren möchte.
Ein Schild zur Erklärung wird ebenfalls noch angebracht, damit klar ist, was genau hier passiert – denn spontane, sprechende Mülltonnen können durchaus irritieren, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.
Das Pilotprojekt zeigt: Kleine, kreative Ideen können große Wirkung entfalten – besonders, wenn sie mit den Menschen vor Ort entwickelt werden. Erste Rückmeldungen aus der Nachbarschaft sind durchweg positiv. Sollte sich das System bewähren, könnten bald noch mehr sprechende Module in Kattenturm installiert werden.
Talking Trash ist damit nicht nur ein technisches Experiment – sondern ein Impuls für gelebte Nachbarschaft, Umweltbewusstsein und neue Wege in der Stadtteilarbeit.